Raphael Fellmer von SIRPLUS

Raphael
Fellmer,
SIRPLUS

Heute haben wir ein ganz frisches, ein ganz neues Franchisesystem. Ich fand das Konzept, die Idee dahinter, so genial, dass ich gesagt habe, ich muss die hier zu den Franchise Rockstars holen. Es handelt es sich um SIRPLUS. Raphael Fellmer, einen der beiden Gründer, habe ich jetzt hier im Interview .

Hallo und herzlich willkommen zum „Franchise Rockstars“ Podcast. Mein Name ist Lars Bobach, ich bin Moderator und Gastgeber der Show. Heute haben wir ein ganz frisches, ein ganz neues Franchisesystem. Ich fand das Konzept, die Idee dahinter, so genial, dass ich gesagt habe, ich muss die hier zu den Franchise Rockstars holen. Es handelt sich um SIRPLUS. Raphael Fellmer, den ich jetzt hier im Interview habe, ist einer der beiden Gründer.

Es geht bei dem System darum, die Welt zu retten. Und zwar dadurch, dass der Verschwendung von Lebensmitteln entgegengewirkt wird und sogenannte Rettermärkte deutschlandweit aufgebaut werden. Sie haben das Ganze über Crowdfunding finanziert und wollen es als Franchisesystem deutschlandweit aufbauen. Die ersten drei Märkte gibt es bereits in Berlin und was das Besondere daran ist, warum sie das machen, wie viele Lebensmittel wirklich in Deutschland verschwendet werden und wo sie genau die Abgrenzung zur Tafel sehen, die es ja schon 900 mal in Deutschland gibt, das erzählt Raphael uns im folgenden Interview.

Links

Website:
SIRPLUS

Buchtipp(*):
The Multiplier von Liz Wiseman

Das Interview zum Nachlesen

LB = Lars Bobach
RF = Raphael Fellmer

LB:
Raphael, SIRPLUS, ein junges Franchisesystem, aber es ist schon sehr erfolgreich. Lass uns doch mal an den aktuellen Zahlen von SIRPLUS teilhaben. Also, wie viele Franchisenehmer habt ihr, wie viele Kunden, wie viel Umsatz macht ihr?

RF:
Ja genau, wir sind auf jeden Fall erfolgreich mit SIRPLUS und wir haben so viel Erfolg gehabt, dass wir aus ganz Deutschland Anfragen bekommen haben von hunderten Menschen, die gesagt haben, ich möchte auch so einen Rettermarkt mit überschüssigen Lebensmitteln bei mir in meiner Stadt oder in meinem Kietz eröffnen. Und tausende Anfragen von Leuten, die gesagt haben, wann kann ich denn endlich auch in meiner Stadt ganz bequem im Rettermarkt mit retten?

Da haben wir gesagt, was gibt es für ein Modell, was wir aufbauen können, um möglichst vielen Menschen, Kunden, aber auch den Unternehmern, Unternehmerinnen, die gemeinsam dann mit im Franchise eben durchstarten möchten. Wie können wir denen das ermöglichen? Da war dann eben nach vielen Überlegungen am Ende eben, machen wir Franchise. Es gibt ja viele Franchisekonzepte, die gar nicht so unbedingt Enkeltauglichkeit großschreiben und warum sollen wir da nicht auf ein bewährtes Konzept, was ja rund um den Globus schon läuft, nutzen für eine nachhaltige Sache wie SIRPLUS.

Wir haben jetzt schon über 3 Millionen Euro Umsatz gemacht in den ein bisschen mehr als 2,5 Jahren, fast 2,5 Jahre, die wir am Start sind. Und haben über 120.000 Kunden gehabt und sind eben auf einem starken Expansionskurs, haben jetzt selber drei Rettermärkte in Berlin aktuell am Laufen, werden dieses Jahr noch einen weiteren eröffnen und haben eben analog auch noch einen Onlineshop, wo wir verpackte Lebensmittel nach ganz Deutschland schicken.

LB:
Also, im Franchising seid ihr noch sehr jung und ganz frisch dabei. Rettermarkt, jetzt erkläre doch mal ganz kurz den Zuhörern, die SIRPLUS noch nicht kennen, was ihr genau macht?

RF:
Ich selber setze mich seit zehn Jahren gegen die Lebensmittelverschwendung bzw. für die Lebensmittelwertschätzung ein. Das heißt, in Deutschland und Europa werden 50 Prozent aller Lebensmittel, die wir hier produzieren oder die wir auch importieren, nicht gegessen, also verschwendet. Das ist natürlich zum einen ein ökologisches Problem, aber auch natürlich ein ethisches Desaster. Von allen Lebensmitteln, die wir weltweit verschwenden, könnten wir alle Hungernden vier Mal ernähren.

Ich habe mich dann selber 5 Jahre ohne Geld gegen diese Verschwendung eingesetzt, habe ein Buch geschrieben, war bei Markus Lanz, Stern TV und fast allen anderen Shows, die es gab. Und ich habe versucht, nicht mit einem Hungerstreik, aber mit einem Geldstreik Bewusstsein zu schaffen und habe auch in der Zeit Foodsharing aufgebaut. Das ist so eine Freiwilligenorganisation von mittlerweile auch über 60.000 Ehrenamtlichen in der DACH-Region, die Lebensmittel retten, die die Tafel nicht abholt, weil es eben zu wenig ist oder zu sehr abgelaufen etc.

Und habe dann zusammen mit meinem Mitgründer Martin überlegt, wie können wir jetzt das Lebensmittel retten und wirklich Mainstream machen, also in die Mitte der Gesellschaft tragen und allen Menschen die Möglichkeit geben, ganz einfach zum Lebensmittelretter oder -retterin zu werden. Wir haben gesagt, dann machen wir doch einfach einen Supermarkt auf. Wir haben diese Rettermärkte genannt, weil wir gedacht haben, es ist auch schön, ein neues Wort zu kreieren und wo die Leute auch schon ein bisschen verstehen, worum es geht.

In diesen Märkten sowie im Onlineshop verkaufen wir dann Produkte, die von der Tafel nicht gerettet werden, weil es denen zu Hipster ist, das Produkt, oder weil es zu abgelaufen ist oder Alkohol hat oder Pfand hat oder die einfach zu viel haben. Denn es gibt in Deutschland viel zu viel überschüssige Lebensmittel, als dass nur die Bedürftigen die alle essen könnten.

Unser Ziel war einfach, da eine Lösung zu schaffen, eine Win-Win-Situation für die Umwelt, für unsere Partner, für unsere Kunden sowie dazu auch noch sinnvolle Arbeitsplätze schaffen. Das heißt, wir sind am Anfang mit 30 Produkten gestartet im September 2017, mit dem ersten Rettermarkt, und sind mittlerweile bei um die 500 Produkten, die wir gerettet haben. Das Angebot erweitert sich ständig, weil wir mittlerweile auch über 700 Partner haben, von denen wir diese Lebensmittel sourcen, also beziehen. Wir bezahlen da auch noch etwas für, übernehmen die Transportkosten, überprüfen die Qualität und in der Regel, obwohl sie abgelaufen sind, sind die eben noch Wochen, Monate, teilweise sogar Jahre über dem MHD, dem Mindesthaltbarkeitsdatum, noch bestens genießbar. Und bei SIRPLUS bringen wir sie wieder in den Kreislauf zurück, so dass dann alle Menschen Teil der Lösung werden können.

LB:
Okay, ist das denn, jetzt muss ich ganz kritisch fragen, ich meine, es ist zwar nur so ein Randthema hier in dem Franchise Rockstars Podcast, aber wenn ihr das jetzt so schon fast kommerzialisiert, trägt das denn was dazu bei, dass wirklich nicht mehr so viel verschwendet wird?

RF:
Genau, also erstmal muss man sagen, dass wir in Deutschland rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittelverschwendung pro Jahr haben. Die Tafeln retten rund 260.000 Tonnen davon, was schon mal ganz gut ist, aber wir haben natürlich laut WWF Studie das große Wegschmeißen, rund 10 Millionen Tonnen, die vermeidbar wären. Das heißt, es geht um viele, viele Millionen Tonnen und wir kommen aus der freiwilligen Bewegung und haben das alles ehrenamtlich jahrelang gemacht, haben aber gemerkt, um dieses Thema Lebensmittelverschwendung, so wie die Bundesregierung das auch ausgerufen hat, die Ziele der Vereinten Nationen, bis 2030 die Hälfte der Lebensmittelverschwendung in Deutschland, der EU und der Welt zu reduzieren, ist das Ganze nur möglich, indem wir es auf einer professionellen Ebene machen, eben so wie wir jetzt.

Deswegen sehen wir uns als Teil einer Lösung. Was aber auch immer bei uns sehr wichtig ist, ist das bewusst machen oder den Menschen Achtsamkeit für Lebensmittel, Wertschätzung näherzubringen. Viele Leute wissen das gar nicht, dass Lebensmittel nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum, wenn es abgelaufen ist, die Produkte solange noch genießbar sind, und sich überhaupt damit auseinanderzusetzen, dass so viel verschwendet wird. Deswegen haben wir heute schon über 10 Million Leute über die Glotze und Radio und Zeitschriften erreicht. Das sehen wir als Impact Startup eben bei uns auch als Teil der Mission. Nicht nur, dass wir selber retten, sondern wirklich Achtsamkeit, Wertschätzung in der Gesellschaft, für Lebensmittel schaffen und dass die Leute zu Hause achtsamer mit Lebensmitteln umgehen, bewusster einkaufen, besser die Ware, also Lebensmittellager angucken, was muss denn jetzt konsumiert werden anstatt immer nur das, auf das man gerade Lust hat.

Und das heißt, da braucht es ein gesellschaftliches Umdenken und wir arbeiten auch mit leichten Ansätzen schon ein bisschen mit der Politik, um da Druck zu machen, dass die sich eben auch ändern müssen, dass es im Bildungsbereich stärker aufgenommen wird. Das heißt, wir sehen jetzt nicht, dass die Märkte und der Onlineshop alleine die Allheillösung sind oder der Gral, sondern vielmehr ist es ein Mosaikstück von einer sehr, sehr, sehr großen Herausforderung, den wir aber mit Bewusstseinsmachung über die Medien wirklich auch ganz schön stark ins Rollen gebracht haben.

Es gibt auch Studien von der Forsa, Umfragen, die besagen, dass eben von den Menschen, die über die Lebensmittelverschwendung über die Medien oder dann auch über so einen Rettermarkt erfahren, dass die eben ihre Gewohnheiten, wie sie mit Lebensmitteln umgehen, positiv verändern. Das heißt, sie schmeißen im Schnitt sehr viel weniger weg. Da sehen wir vor allem auch einen sehr großen Anknüpfungspunkt.

LB:
Super, tolles Engagement, das kann man schon mal unter dem Strich sagen. Jetzt müssen wir aber mal auf das Franchisesystem eingehen. Wir sind hier schließlich bei den Franchise Rockstars. Was sollten denn potentielle Franchisenehmer unbedingt über SIRPLUS wissen? Wie sieht denn so ein Markt aus und was muss man an Invest mitbringen und was kann man verdienen?

RF:
Wir sind jetzt wirklich in den Anfängen, wie du schon gesagt hast. Wir sind erst mal so, dass wir gesagt haben, da ist so ein großes Interesse da, wir wollen den Kunden und den Menschen in Deutschland SIRPLUS näherbringen. Deswegen haben wir eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die haben wir erfolgreich abgeschlossen und zwar, um SIRPLUS mit einem Franchisekonzept nach ganz Deutschland zu bringen.

Das heißt, aktuell sind wir gerade auf der Suche nach dem geeigneten Franchisemaster oder den Head of Franchise, der dann in SIRPLUS das gesamte Konzept aufstellt, aufbaut und sich dann auch darum kümmert, die geeigneten Leute zu finden. Was sind das für Menschen? Natürlich sollten es Leute sein, die zum einen ein bisschen Ahnung haben von BWL und man ist da auch ein bisschen mit den Zahlen verwurzelt oder verbunden. Da sollte man auf jeden Fall eine Affinität zu haben, im besten Fall natürlich schon Erfahrung, was Lebensmitteleinzelhandel anbelangt. Das ist aber nicht unbedingt zwingend. Vor allem eine große Freude beim Welt retten, also die Welt nachhaltiger zu gestalten und das mit einem alternativen Konzept.

Was das Ganze kosten würde, da sind wir auch noch nicht 100 Prozent sicher. Wir haben Kalkulationen von 100.000 Euro bis zu 150.000 Euro für den Start und dann natürlich eine gewisse Gebühr, die auch an uns geht. Also, dieses Startkapital ist natürlich vor allem für den Aufbau vom Rettermarkt, wo das ganze CI von uns kommt, das Marketing. Aber die Produkte müssen natürlich auch eingekauft werden, die Regale, die Miete, die Kaution und alles, was so dazugehört.

Wir haben selber schon zwei erfolgreiche Crowdfunding Kampagnen gemacht und werden das wahrscheinlich auch als Mischkalkulation nehmen, dass wir eben den Menschen, die einen SIRPLUS Franchise aufmachen wollen, einen Teil von der Bank nehmen an Finanzierung, aber auch eine Crowdfunding Kampagne bekommen. Das heißt, schon bevor der Laden überhaupt eröffnet wird, der Rettermarkt, dass man davor schon eben Kunden generiert, Kundenbindung betreibt und Menschen auch darauf hinweist, in ein paar Monaten ist hier auch ein Rettermarkt in deiner Stadt am Start und die Leute sollten ein Netzwerk haben in ihrer Stadt. Also, die sollten am besten schon wissen natürlich, wo ist der beste Bereich.

Wir haben immer viele zentrale Lagen ausgewählt für unsere Rettermärkte, aber auch ein Netzwerk haben zu der Szene, so dass man auch ein paar Leute organisieren kann, die nur darauf warten, endlich bei dem Crowdfunding mitzumachen für die Eröffnung. Dann aber auch wenn der Laden steht, die Leute in den Rettermarkt strömen, weil sie sagen, wow, endlich ist es am Start. Und das sind so Rahmenbedingungen, die die Leute auf jeden Fall mitbringen müssen. Also, Kapital, Freude am Welt verbessern, Retten, etwas Gutes tun und ein Netzwerk in der Stadt haben, wo man das Ganze dann auch eröffnen möchte.

LB:
Also eine große Portion Idealismus gehört sicherlich dazu, einen Rettermarkt zu eröffnen, Franchisepartner bei euch zu werden. Aber das ist auch wirklich klasse. Jetzt leben wir aber alle nicht nur von Luft und Liebe, vielleicht würden wir das gerne, es wäre sicherlich nicht das Verkehrteste, aber erstmal, wie führt man so einen Rettermarkt? Kriegt man die Produkte von euch, muss man sich darum kümmern, wie kann ich mir sowas vorstellen und wie sieht das finanzielle Modell dahinter aus? Also, kann ich damit Geld verdienen, dass ich zumindest meinen Lebensunterhalt damit bestreite oder ist das nur vom reinen Idealismus geprägt?

RF:
Genau so. Uns ist super wichtig, wir kommen aus einer Bewegung, Foodsharing, weil ich auch Geld freigelegt hatte und dann Hauptmitantreiber war, dass das Ganze komplett geldfrei funktioniert, bei Foodsharing. Das ist jetzt allerdings bei SIRPLUS nicht so, weil wir auch gemerkt haben, die reine Geldlosigkeit oder geldfrei, was super schön ist und ich auch hoffe, dass wir irgendwann dahin kommen und auch heute vielleicht schon mehr so handeln, als ob Geld keine Rolle spielt, sondern wir auf unser Herz hören.

Aber wir müssen in dem aktuellen Wirtschaftskonzept, in dem Kapitalismus, in dem wir leben, den natürlich auch mitbespielen. Das heißt, die Rechnung muss aufgehen, auch für unsere Franchisepartner. Heute ist es so, dass unsere Rettermärkte selbst sich schon tragen. Das heißt, wir haben größere und wir haben kleinere, in sich sind die schon profitabel. Der Overhead ist allerdings noch nicht abgedeckt, also sprich die Kosten, was Marketing anbelangt, das HR Department, das Finanzdepartment, die Geschäftsleitung. Die sind eben damit noch nicht abgedeckt, aber wir werden da auch immer besser.

Die Märkte selber sollen dann wie Franchisepartner natürlich einen großen Teil der Produkte, es wird sich wahrscheinlich um die 80 Prozent bewegen, von uns beziehen. Das heißt, es ist dann Obst und Gemüse, es sind aber auch verpackte Lebensmittel und gekühlte Lebensmittel, die kommen von uns, das ist gerade auch der USP, also das besondere Alleinstellungsmerkmal.

Man kann ja viele Läden einfach so aufmachen und dann ruft man irgendwo an und dann schicken sie einem die Ware. Bei geretteten Lebensmitteln ist es allerdings ein bisschen komplizierter. Es musst erst einmal ein großes Netzwerk da sein, um überhaupt eine Produktbandbreite, die wir jetzt eben schon von über 500 Produkten haben, an den Start zu bringen und das auch regelmäßig.

Was der Franchisenehmer aber auch machen kann in seiner Stadt, ist dann natürlich lokale, ob es ein Produzent ist, der irgendwas herstellt wie Schokolade oder ein Bauer vor Ort, der irgendwie Kürbisse übrig hat oder ein Bäckerbetrieb, der Backwaren übrig hat, am besten eine kleine Kette oder so. Denn ein Backladen, also eine Bäckerei, reicht nicht, um da zu retten und das Ganze zu verkaufen. Es lohnt sich wirtschaftlich einfach nicht, aber dass bestimmte Produkte schon auch vor Ort gesourct werden können von den Partnern.

Wir haben uns so aufgestellt, dass wir mittlerweile eben sehr viele Produkte haben und die auch günstig einkaufen können. Wir können die dann auch günstiger weitergeben an unsere Franchisepartner und die können das auch noch dann im Schnitt so 30, 40 Prozent günstiger als im normalen Handel an die Endkunden weitergeben. Und das Ganze ist so aufgestellt, dass es sich wirtschaftlich, je nachdem, wie der Standort läuft, nach zwei, drei Jahren auch rechnet, dass man dann auch anfängt, eben plus zu machen als Franchisepartner und Unternehmer von SIRPLUS.

LB:
Okay, jetzt hattest du eben schon angesprochen, mir fällt natürlich sofort die Tafel bei sowas ein, deutschlandweit aktiv, sehr erfolgreich, großes karitatives Projekt. Steht ihr in direkter Konkurrenz, wenn man das in dem Bereich überhaupt sagen darf? Wie grenzt ihr euch da ab oder ergänzt ihr euch da?

RF:
Genauso, wir sehen uns da als Ergänzung. Bei uns und unseren Partnern, wie zum Beispiel Metro, die seit Tag 1, seitdem wir eröffnet hatten, dabei waren und wir retten nur das, was Tafel, also es gibt ja über 900 Tafeln in Deutschland, was die nicht retten. Die Metro hat hier in Berlin verschiedene Standorte und wir holen immer das ab, was die Tafel am Morgen nicht mitgenommen hat. Es ist auch so, dass wir bei den anderen Produzenten, Onlineshops etc., wo wir abholen, denen immer sagen, dass die Tafel zuerst kommt. Das heißt, die wissen das alles, die Tafel wissen‘s auch.

Wir spenden auch teilweise Lebensmittel an Tafeln und sind da aber auf jeden Fall nicht in Konkurrenz, sondern als Ergänzung, weil die Tafel eben gar nicht alles retten kann und teilweise auch gar nicht alles retten möchte und es einfach auch zu wenig Bedürftige, zum Glück, in Deutschland gibt, damit sie den ganzen Überschuss von unserer Gesellschaft aufessen können. Es ist ein Thema, was eben für uns Tafel First heißt und das ist ein Fundament unserer Arbeit.

Und das gilt natürlich auch für unsere Franchisepartner. Das heißt, dass wir nie irgendwie Lebensmittel wegnehmen oder dafür dann bezahlen. Deswegen bezahlen wir auch nicht so viel, damit es da echt keinen Anreiz gibt für die Produzenten oder so, wo wir die Lebensmittel abnehmen, sondern dass die Tafeln immer an erster Stelle kommen. Alles, was die dann nicht nehmen können, da freuen wir uns dann, dass wir eine praktische gute Alternative sind zu den Tafeln, um die Lebensmittel trotzdem wieder in den Kreislauf zu bringen, anstatt dass sie in eine Biogasanlage wandern.

LB:
Es ist ja auch so, wenn ich das richtig verstanden habe, es ist auch nicht an Bedürftige gerichtet, euer Angebot?

RF:
Genau, unser Ziel war von Anfang an das Lebensmittelretten nach Vegan, Bio und Fairtrade in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, salonfähig zu machen, so dass wirklich jeder Retter oder Retterin wird. Nur so können wir diese Millionen Tonnen, weltweit sind es 1,6 Milliarden Tonnen bzw. 1200 Milliarden Dollar, die wir jedes Jahr an Lebensmitteln vernichten, nur so können wir es wirklich schaffen, diese Lebensmittel wieder zurück in den Kreislauf zu bringen.

Wenn wir das bei der Bedürftigkeit belassen, dann ist es zum einen eine Stigmatisierung. Manche Leute fühlen sich da nicht wohl und wir haben gesagt, wir möchten lieber einen Rettermarkt aufmachen, wo sich jeder wohlfühlt. Das heißt, wir haben zu 60, 70 Prozent Menschen, die kommen zu uns, weil sie das Konzept klasse finden, weil sie sich gegen die Lebensmittelverschwendung einsetzen wollen, weil sie nachhaltiger enkeltauglicher konsumieren möchten.

Trotzdem haben wir 60 Prozent der Kunden, die kommen zu uns, weil sie Geld sparen können. Dann gibt es Leute, die müssen Geld sparen, Hartz IV, Rentner, Studierende etc. Und dann gibt es andere Leute, die könnten es sich auch leisten, alles neu zu kaufen, sagen aber ganz bewusst, ich kaufe gerne was ein, was nachhaltiger ist und wo ich sogar auch noch Geld dabei spare.

LB:
Jetzt seid ihr auf Expansionskurs, erste Franchisenehmer sollen jetzt demnächst kommen, die drei Märkte in Berlin betreibt ihr alle selber?

RF:
Genau, in Berlin betrieben wir alle selber. Wir werden hier in Berlin noch weitere eröffnen und es kann auch sein, dass wir hier und da in irgendeiner anderen Stadt auch nochmal einen Flagshipstore oder so selber machen. Aber unser Ziel ist es, für eine schnelle Expansion, dass wir so ab Sommer, wahrscheinlich Ende Sommer nächsten Jahres, dann mit den Franchise-Rettermärkten starten in Deutschland. Wir haben so viele Millionen Tonnen an überschüssigen Lebensmitteln, wir können die gar nicht alle selber retten und wollen eben deswegen möglichst schnell anderen Menschen ermöglichen, das Konzept auch in ihre Stadt zu bringen und zu holen.

LB:
Also sucht ihr zusätzlich noch einen Franchisemanager, der da ein bisschen Erfahrung hat und das für euch dann mit ausrollt?

RF:
Genau, ein bisschen Erfahrung ist ein bisschen zu wenig. Es muss schon ein Profi sein. Wir suchen da jemanden, der viele Jahre im Franchise gearbeitet hat und das Ganze dann auch leitet. Es ist natürlich ein komplett neuer Bereich für uns und natürlich arbeiten wir auch mit den Menschen dann zusammen oder arbeiten ihm zu, aber das Ganze ist schon ein dickes Brett. Da muss einiges gemacht werden und getan werden und wir haben auch schon einiges vorbereitet, aber uns fehlt der Profi, der Mensch, der den Hut aufhat für das Ganze und das dann auch jahrelang mit uns in Deutschland und später auch international ausrollt.

LB:
Wenn jetzt so ein Profil gerade zugehört und sagt, das hört sich interessant an, ich habe die Rettermentalität, ich will die Welt retten, ich will, was ich jetzt gerade auch als neues Wort gelernt habe, enkeltauglich will ich sein. Wenn so einer jetzt hier zuhört oder ein potentieller Franchisenehmer, der sagt, so etwas könnte ich mir auch bei mir vorstellen, was sollen die denn jetzt tun?

RF:
Es gibt zwei Möglichkeiten, beide sollten auf unsere Webseite gehen, sich zum einen natürlich näher noch mit dem Konzept auseinandersetzen. Es gibt auch viele Filme bei YouTube und Artikel usw. Dann gibt‘s aber auf der Webseite Jobs, da kommt man auf eine Seite und da steht dann auch der Franchisemanager ausgeschrieben. Da kann man sich einfach bewerben. Ansonsten kann man natürlich auch unter Franchise, unter „B2B“ ist es bei uns auf der Website, sich schon vorregistrieren und sagen, hier bin ich, ich habe Lust, einen Rettermarkt in meiner Stadt aufzumachen und so ein paar Informationen erfragen. Dann melden wir uns, sobald wir damit loslegen und freuen uns sehr, dass ihr da draußen auch Bock habt, mit uns die Welt gemeinsam nachhaltig zu verändern.

LB:
Super, Raphael, das ist auf jeden Fall eine ganz tolle Initiative. Deshalb bin ich auch froh, dass ihr so früh hier seid. Und vielleicht hilft euch ja hier der Franchise Rockstars Podcast, ein bisschen bekannter zu werden und da noch ein paar Interessenten oder vielleicht sogar den Franchisemanager zu finden. Machen wir mal einen Strich unter das Franchisesystem, unter das Welt retten, kommen wir mal zu den Abschlussfragen. Raphael, bist du bereit?

RF:
Ich bin bereit.

LB:
Wunderbar, welches Buch hat dich als Menschen und Unternehmer am meisten geprägt? Da bin ich jetzt ganz gespannt bei dir.

RF:
Was mich sehr geprägt hat und was ein unglaublich schönes Buch ist, ich weiß nicht, ob es das auf Deutsch gibt, es heißt The Multiplier(*). Und da geht‘s darum, wie können wir, wir sind ja alles so tolle schlaue Menschen, wie können wir es aber schaffen, dass wir unserem Team, unserem Mitarbeitenden, die Fähigkeit geben oder sie empowern, selber zu guten Leadern zu werden, Führungskräften, um auch ihrem Team, ihren Menschen die Fähigkeit zu geben, über sich hinaus zu wachsen und noch mehr zu bewegen, als die Leute sich überhaupt vorstellen können.

LB:
Hört sich spannend an, ich dachte, da kommt jetzt ein Buch, was eher so in diese Weltretter-Geschichte geht?

RF:
Ja, für mich ist es auch Welt retten. Ich glaube, wir sind 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde. Wir stehen vor der größten Herausforderung unserer Geschichte, nämlich uns selbst zu retten. Es betrifft alle Menschen auf der Erde und dafür brauchen wir auch jeden einzelnen Menschen, der über sich hinauswächst. Und so wie viele Menschen sich überhaupt nicht vorstellen können, Unternehmer oder Unternehmerin zu werden, so trauen sich viele Leute schon gar nicht, ich könnte ja auch der Verantwortliche für XY werden und viele Leute sind eigentlich auch vielleicht durch ihre Kindheit geprägt oder verschiedene andere soziale Umstände, so dass sie gar nicht so sehr an sich und an ihre Fähigkeiten und Gaben, die sie aber haben, glauben.

Da freue ich mich sehr über jeden Mitarbeitenden, der hier auch bei uns ist und sehe, wie die wachsen und wie die einfach über sich hinauswachsen. Und deswegen glaube ich auch, dass viel mehr Menschen den Mut haben, neue Schritte zu gehen, unbekanntes Terrain zu betreten und die Welt nachhaltig zu verändern. Deswegen ist es für mich auch ein kleines Weltretter-Thema.

LB:
Okay, super. Werden wir auf jeden Fall bei den Franchise Rockstars verlinken, für alle, die interessiert sind. Bei mir steht es jetzt auf der Leseliste auf jeden Fall. Raphael, die letzte Frage, bevor wir uns verabschieden. Was würdest du mit deiner ganzen Erfahrung, die du heute hast, deinem 25jährigen Ich raten?

RF:
Ich würde meinem persönlichen Ich, vor elf Jahren also, hätte ich geraten: Trau dich mehr, höre auf dein Herz und versuche, nicht zu kopfig zu sein. Ich war lange, zu lange, so beschäftigt in so theoretischen Geschichten und ich glaube, dass es ganz wichtig ist, egal, was man anpackt, ob man ein Buch schreiben möchte, eine Firma aufmachen möchte, eine Organisation oder irgendein besonderen Beruf erlangen, wirklich danach zu streben und dafür auch zu brennen und was zu tun und nicht zu lange zu verharren, bis im Kopf alles perfekt ist. Ist so wie ein Kind zu bekommen, zu dem perfekten Zeitpunkt oder auch den perfekten Partner. Das heißt einfach, ein bisschen mehr Mut zu haben zur Lücke, um zu sagen, Pareto-Prinzip. Auch, wenn es noch nicht ganz perfekt ist, fang erstmal an, starte und dann wird es schon gutgehen. Also, Vertrauen in sich und das Schicksal, in seinen Lebensweg zu haben.

LB:
Toller Tipp, ich muss immer an den Spruch denken, wenn du dich für das Erste, die Unternehmung oder ein erstes Produkt, was du auf den Markt gebracht hast, nicht im Nachgang schämst, dann hast du zu lange gewartet.

RF:
Genau, ja.

LB:
Raphael, vielen Dank, eine ganz tolle Initiative. Ich drücke euch ganz fest die Daumen. Ich bin auf jeden Fall mit dem Herzen bei euch, dass ihr da erfolgreich seid, das würde mich wirklich riesig freuen.

RF:
Ganz, ganz herzlichen Dank für die Möglichkeit und Dir und allen da draußen weiterhin ganz viel Erfolg beim enkeltauglichen Weltgestalten.

LB:
Genau und ich wünsche dir, Raphael und euch da draußen natürlich wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, ciao.

Bildquelle: Markthalle Neun

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