Hallo und herzlich willkommen zum Franchise Rockstars Podcast. Mein Name ist Lars Bobach, ich bin Moderator und Gastgeber der heutigen Show. Heute habe ich Marco Wild zu Gast. Marco kommt von Regus und er wird uns in dem Interview erzählen, wofür Regus steht. Wer es noch nicht kennt, es ist wirklich ein super interessantes Geschäftskonzept und vor allen Dingen ein totaler Wachstumsmarkt. Er gibt dazu Beispiele und Zahlen, wie sich unser Arbeitsmarkt und gerade auch das mit lokalen Büros in Zukunft entwickeln wird. Das ist wirklich sehr beeindruckend. Und er erzählt uns, was dieses junge Franchisesystem ausmacht und warum sie das jetzt mit einem Franchisesystem ergänzen wollen.
Links
Webseite Regus
Das Interview zum Nachlesen
LB = Lars Bobach
MW = Marco Wild
LB:
Marco, schön, dass du da bist. Freut mich wirklich sehr. Lass uns doch als allererstes Mal, wie ich es immer am Anfang frage, an den aktuellen Zahlen von Regus teilhaben.
MW:
Sehr gern, freue mich auch, dass ich heute bei dir in der Sendung bin. Genau, ein bisschen was haben wir schon an Historie hinter uns. Wir feiern dieses Jahr unseren 30. Geburtstag. So lange sind wir schon unterwegs. Wir haben 1989 in Brüssel unseren ersten Standort eröffnet. Wir haben heute weltweit über 3.500 Standorte in tausend Städten weltweit. Davon haben wir bisher 125 Standorte in Deutschland, das sind alles Standorte, die wir bislang selber betreiben. Zusätzlich zu diesen 125 Standorten haben wir so rund 30 weitere Mietverträge für weitere Flächen schon unterschrieben. Das heißt, die werden jetzt auch im Laufe dieses Jahres noch mit dazukommen.
Wir beschäftigen in Deutschland aktuell um die 400 Mitarbeiter bei einem Umsatz von um die 100 Millionen werden es im letzten Jahr gewesen sein. Und von diesen 3.500 Standorten, die wir weltweit betreiben, ist ein kleiner Anteil bisher nur im Franchising. Das sind so um die 150 Standorte, die wir da haben und das sind im Wesentlichen kleinere Länder, die wir komplett verfranchist haben. So etwas wie Jamaica, Angola, Dschibuti, alles so ein bisschen exotischer.
LB:
Aber ihr wollt jetzt auch mit Franchising in Deutschland starten?
MW:
So ist es, genau. Damit haben wir Mitte letzten Jahres begonnen. Nicht nur in Deutschland, sondern wir haben auch weitere Länder identifiziert, wo wir glauben, dass wir da eine Franchise-Expansion erfolgreich umsetzen können. Also in Europa beispielsweise, in UK, Italien, Spanien, Frankreich. In Holland starten wir damit und werden dort, anders als bisher, das Thema Franchise, Franchise-Expansion parallel im Prinzip zur Expansion mit Eigenbetrieben umsetzen.
Das heißt, wir versprechen uns natürlich davon, dass wir unser Netzwerk erheblich schneller ausbauen können. Das war der Grundgedanke beim Franchise generell. Und zum zweiten glauben wir auch, dass wir gerade in der Fläche, in der wir wachsen wollen, also außerhalb vielleicht der Metropolregionen, wo wir bislang selber unterwegs sind, dass wir vor allen Dingen auch dort sehr erfolgreich wachsen können. Erfolgreicher, als wir es vielleicht mit eigenen Standorten dort umsetzen könnten.
LB:
Okay, jetzt erkläre doch mal jemandem, der Regus vielleicht noch nicht kennt, ich hatte dir ja im Vorgespräch gesagt, wir sind sogar Kunde bei euch in Ratingen im Rheinland, was macht ihr überhaupt?
MW:
Wir bieten flexible Arbeitsplatzlösungen im weitesten Sinne an. Das heißt, wir bieten Einzelpersonen, Kleinunternehmen, großen Unternehmungen die Möglichkeit auf Zeit flexible Arbeitsplätze anzumieten. Das fängt an mit einer virtuellen Anschrift, die man bei uns anmieten kann, Telefondienstleistung bis hin über Co-Working, Arbeitsplätze, feste Büros, ganze Büroetagen, ganze Gebäude, tageweise, stundenweise, wochenweise, monatsweise.
Also im Prinzip alles rund um das Thema einer flexiblen Arbeitsplatzlösung. Das Thema Co-Working ist ja gerade in den letzten Jahren so in aller Munde. Das ist aber im Prinzip bei uns nur ein Teil des ganzen Dienstleistungsangebots. Der Großteil unserer Kunden mietet tatsächlich Büros an, also Büroräume, die dann halt eben je nach Bedürfnissen des Kunden entsprechend groß und unterschiedlich lang entsprechend angemietet werden.
LB:
Kannst du uns mal etwas zum Markt an sich sagen. Es hört sich erstmal so an, als wäre es ein Wachstumsmarkt. Es muss heute alles flexibler sein, Firmen wachsen wahnsinnig dynamisch, haben aber auch vielleicht das Bedürfnis, schnell wieder von Büroflächen loszukommen. Das ist doch bestimmt ein Wachstumsmarkt, oder?
MW:
In der Tat ist es ein extrem starker Wachstumsmarkt. Es gibt unterschiedliche Studien zu dem Thema. Die gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2025, 2030, also in den nächsten fünf bis zehn Jahren, der Anteil von solchen flexiblen Arbeitsplätzen von heute ungefähr 2 Prozent auf dann 30 Prozent ansteigen wird. Das heißt also, jeder dritte Büroarbeitsplatz wird dann eher in einer solchen flexiblen Umgebung stattfinden. Also extrem stark wachsen und in der Tat gibt es zwei Treiber hinter dieser Entwicklung, zum einem haben wir natürlich die Möglichkeiten der Digitalisierung, die es heute letztendlich ja ermöglichen, dass man an jedem Platz der Welt irgendwo arbeiten kann. Es gibt nicht mehr so diesen großen Bedarf, dass man jeden Morgen in ein zentrales Büro fährt und sich physisch mit seinem Kollegen trifft und dort arbeitet, sondern die Möglichkeiten der Digitalisierung ermöglichen letztlich auch sehr virtuell frei, lokal unabhängig, zu arbeiten.
Es ist ein mega Treiber hinter diesem Thema, zum anderen wollen, so, wie du es eben beschrieben hast, auch Unternehmen immer flexibler werden. Das heißt, die fangen immer mehr an, ihre starren flexiblen Officelösungen zu flexibilisieren. Das hat natürlich ganz massiv Kostenaspekte. Man will nicht mehr diese riesigen Büroflächen, die vielleicht gar nicht so effizient genutzt werden können, vorhalten. Zum anderen will man in der Tat auch viel flexibler reagieren können.
Wir sehen halt, dass Märkte sich immer dynamischer entwickeln. Es gibt vielleicht Notwendigkeiten, mal sehr schnell zu skalieren, aber genauso auch eben vielleicht genauso schnell sich entsprechend nach unten umzuorientieren. Das sind letztlich die Möglichkeiten, die wir mit so einer flexiblen Büroarbeitslösung anbieten können.
LB:
Das kann ich mir gut vorstellen. 30 Prozent, das ist der Wahnsinn. Aber ich muss auch sagen, hier in meiner Agentur, wo ich gerade das Interview führe, geht es mir genauso. Ich hänge in einem 5-Jahres-Mietvertrag, wir wachsen dynamisch schnell und kommen jetzt hier schon an unsere Grenzen. Ich habe schon gar kein eigenes Büro mehr und muss immer ins Besprechungszimmer, aber wir kommen hier ja nicht raus. Und etwas Passendes dazu zu nehmen, da tun wir uns wahnsinnig schwer. Ich glaube, es ist dieses Unflexible, das wird in Zukunft aufgebrochen werden müssen.
MW:
Absolut, es ist ja bei dir jetzt genau so ein typischer Fall eines Kunden, der eher zu uns kommt, weil er sagt, ich glaube, ich wachse schnell. Ich werde wahrscheinlich im Laufe der nächsten sechs bis zwölf Monate weitere Mitarbeiter einstellen. Ich brauche einfach mehr Platz, ich bin jetzt vielleicht aber am Anfang so klein, dass ich mir jetzt auch nicht unbedingt eine Mitarbeiterin für den Empfang bezahlen möchte etc. Das sind ja alles Dienstleistungen, die ein Kunde bei uns in so einem Center direkt mitbekommt. Das ist so der typische Anwendungsfall eigentlich, dass man bei uns für einen gewissen Zeitraum Kunde wird.
LB:
Um das Bild von Regus so ein bisschen rund zu machen, nimm uns mal kurz mit in die Historie, woher kommt ihr? Wo wurdet ihr gegründet?
MW:
Der erste Standort wurde von unserem Gründer Mark Dixon, der auch heute noch der CEO und Mehrheitseigentümer ist, 1989 in Brüssel gegründet. Wir sitzen mittlerweile in London, sind auch dort an der Börse notiert und steuern von da aus letztlich weltweit die Aktivitäten.
Wir sind aber gleichzeitig sehr dezentral auch organisiert. Im Endeffekt leben wir halt auch unser eigenes Geschäftsmodell. Oftmals kann man gar nicht sagen, wo wirklich die zentralen Funktionen sitzen, weil wir letztlich weltweit oder auch in den einzelnen Märkten auch regional verteilt sind.
In Deutschland haben wir beispielsweise unsere Zentrale in Düsseldorf. Ich selber arbeite immer in einem unserer Büros, wo ich gerade unterwegs bin. Wir leben unser Geschäftsmodell genauso, wie wir es unseren Kunden auch anbieten.
LB:
Wo erwische ich dich gerade, von wo sprichst du jetzt?
MW:
Ich sitze heute in Köln. Ich wohne in Köln, das heißt, wenn ich nicht auf Reisen bin, suche ich mir eines unserer Kölner Büros aus, was gerade halt gut passt und kann es sehr flexibel dann entsprechend nutzen.
LB:
Dann hätten wir uns auch direkt bei dir treffen können oder du hierhin. Von mir bis zum Kölner Dom sind es genau elf Minuten. Du hast gesagt, ihr habt letztes Jahr erst angefangen mit dem Franchising. Wie kam denn dieser Sinneswandel, dass ihr gesagt habt, wir probieren es jetzt auch mal?
MW:
Wir haben eben schon kurz besprochen, dass wir eine unheimliche Dynamik im Markt sehen, ein unheimliches Wachstum. Ein wesentlicher Aspekt, den wir sehen, den wir auch brauchen, um auch langfristig erfolgreich zu sein, ist halt die Dichte und der Umfang unseres Netzwerkes. Gerade wenn wir mit eher überregionalen größeren internationalen Kunden arbeiten, ist es natürlich ein enormer Vorteil, wenn man ein sehr dichtes Netzwerk an Standorten hat, die ein solcher Kunde dann auch perspektivisch nutzen kann.
Und wir haben halt für uns klar gesehen, wir werden vermutlich nicht in der gleichen Geschwindigkeit selber mit eigenen Standorten wachsen können, die wir letztlich brauchen, um dieses hohe Wachstum im Markt mitgehen zu können.
Darüber hinaus kommt, dass wir bisher eher in den Ballungsräumen gewachsen sind. Da wachsen wir auch weiter stark, da sind wir sehr gut aufgestellt. Wir glauben aber, dass ein lokaler Franchisepartner, der vielleicht in Regionen Standorte eröffnet, in denen er auch letztlich verwurzelt ist, wo er herkommt, wo er den Markt sehr genau kennt, im Zweifel solche Standorte erheblich besser und erfolgreicher führen kann als wir es wahrscheinlich könnten.
Im Prinzip eine Kombination aus schnellerer Wachstumsgeschwindigkeit plus eben auch erfolgreicher Betrieb eines solchen Centers hat uns dazu bewogen zu sagen, wir wachsen jetzt halt in den Märkten, die das entsprechende Potenzial haben, auch über Franchisepartnerschaften weiter.
LB:
Aber ich habe eben richtig verstanden, dass ihr die Eigenbetriebe auch weiterhin forcieren wollt? Ihr wollt sozusagen in beiden Bereichen wachsen?
MW:
Genauso ist es. Wir haben alleine für unsere Eigenbetriebe dieses Jahr ein Ziel von 60 weiteren Standorten, die wir eröffnen wollen.
LB:
Hier in Deutschland?
MW:
Genau, nur alleine in Deutschland. Wir haben ein entsprechendes Development-Team, was die Akquise von eigenen Standorten vornimmt. Wir wachsen aber in der Tat im Wesentlichen in den Regionen, wo wir bereits schon aktiv sind, verdichten also eher Märkte wie jetzt beispielsweise in Köln mit weiteren Eigenstandorten, teilweise auch mit anderen Konzepten.
Unter unserer Dachmarke haben wir nicht nur Regus als das Hauptkonzept, sondern auch differenzierte Marken. Teilweise ein bisschen luxuriöser, teilweise eher mehr in Richtung Startup, Community ausgerichtet. Wir haben Marken, die eher so die Budgetschiene fahre, so dass wir auch sehr viel differenzierter in so einen Markt gehen können.
Aber zusammenfassend kann man sagen, wir wachsen im Wesentlichen halt in den Regionen weiter, wo wir jetzt schon aktiv sind. Und darüber hinaus schwerpunktmäßig eben mit Franchisepartnern, so wie es letztlich halt dann passt. Aber wir wachsen ganz klar stark weiter.
LB:
Welche Marke ist dann die Franchisemarke? Ist das Regus?
MW:
Theoretisch stehen alle Marken bei uns zur Disposition. Wir glauben aber, dass das Thema Regus als Marke sicherlich das geeignete Konzept ist, um auch in vielleicht kleineren Städten in Regionen außerhalb der Ballungszentren tätig zu werden.
Am Ende bietet letztlich das Thema Regus die komplette Bandbreite an Produkten, an Bürodesign, an Co-Working-Arbeitsflächen, die es ermöglichen, über einen solchen Standort zu etablieren. Die anderen Marken, die wir haben, sind im Wesentlichen eher in den Ballungsräumen umzusetzen. Die haben teilweise einen ganz anderen Flächenbedarf, sind auch vom Invest erheblich höher. Das heißt, die machen in der Regel eigentlich keinen Sinn dann in einer kleineren Stadt.
LB:
Mich würde interessieren, so als Quereinsteiger im Franchising, muss ich ja mal kritisch hinterfragen, wo nehmt ihr denn das Knowhow her, das ihr da jetzt durchstarten wollt? Franchising hört sich erstmal toll an, ist vielleicht auch ganz einfach, einmal gedacht tausend Mal gemacht. Aber es ist schon ein bisschen mehr dahinter. Wo holt ihr euch das Knowhow?
MW:
Vom Grundsatz her machen wir ja schon Franchising. Das heißt also, im Hintergrund haben wir auch im Unternehmen die komplette Franchise-Infrastruktur aufgebaut. Von Franchisepartner-Akquise bis zur laufenden Betreuung, Beratung, Schulung etc. Es ist halt kein neues Gebiet bei uns und wir bauen natürlich jetzt parallel dazu in den einzelnen Märkten dann die entsprechenden Teams, die sich mit dem Thema Franchising beschäftigen, mit auf.
Ich habe letztes Jahr hier bei Regus begonnen. Ich habe selber knapp 15-jährige Franchise-Historie hinter mir und das ist in den anderen Märkten, die wir mit Franchising erschließen, bei den Kollegen ähnlich.
Wir bauen vor Ort dann die entsprechende Franchiseteams mit auf, da, wo es notwendig ist. Viele Funktionen, die wir haben, können wir aus der bestehenden Infrastruktur heraus abbilden, gerade so Themen wie Standortakquise und ähnliches. Das sind alles Dinge, die wir eh schon auch für uns selber, für unsere eigenen Standorte, beispielsweise abbilden.
LB:
Ich glaube aber, eine Betreuung eines Franchiseunternehmer ist etwas anderes als wenn man jetzt einen Standortleiter dort vor Ort hat.
MW:
Das ist keine Frage. Wir sind gerade hier im Beginn, es ist natürlich völlig klar, dass wir die entsprechende Struktur, die es eben dazu benötigt, gerade die Beratung, Betreuung, Führung des Franchisenehmers, dass wir das alles parallel mit aufbauen müssen.
Aber es sind halt auch Dinge, die letztlich parallel mitwachsen. Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt, wo wir gerade mal in den Gesprächen mit den ersten potenziellen Franchisepartnern stehen, ist es auch einfach jetzt noch nicht notwendig, genau diese Struktur schon zu haben.
LB:
Kannst du uns einen Ausblick geben, du hast gesagt, dieses Jahr 60 neue Standorte, Eigenbetriebe, eine Verdichtung, die ihr gerade in den Ballungszentren machen wollt. Was habt ihr denn im Franchising vor?
MW:
Gute Frage, wenn man nach unserem Gründer geht, natürlich so viel wie geht. Ich gehe mal davon aus, dass wir in diesem Jahr es schaffen werden, ungefähr 30 Standorte zu sichern. Das heißt aber nicht, dass es 30 Franchisepartner werden, sondern wir suchen schwerpunktmäßig Franchisepartner, die mehr als einen Standort entwickeln. Also im Prinzip für ein definiertes Gebiet. Halt eben einen Franchisevertrag abschließen für einen gewissen Zeitraum, in diesem Gebiet halt die Standorte entwickeln.
Also, wir sind jetzt nicht so ein Franchisegeber, der mit einem Standort startet. Wir suchen eher Partner, die mehr Standorte dann auch vertraglich zugesichert in einem gewissen Zeitablauf entwickeln. Deswegen glaube ich, dass wir dieses Jahr fünf, sechs, sieben Franchisepartner gewinnen werden, die so 30 Standorte bei uns machen werden.
LB:
Da hast du schon gut die Brücke geschlagen. Das wäre jetzt auch meine nächste Frage gewesen. Was müssen gute Franchisenehmer für euch mitbringen? Ich höre da raus, ihr sucht schon den Investor eher? Oder sucht ihr den, der auch im einzelnen Regus-Center dann auch steht?
MW:
Sowohl als auch. Wir haben, wenn wir uns jetzt mal die Profile von den Bewerbern anschauen, mit denen wir gerade sprechen, ist es relativ breit gefächert. Wir haben schon den klassischen Gründer auch dabei, aber eher in dem Sinne, vielleicht bisher in einer leitenden Funktion tätig gewesen, im Management, der jetzt mit Mitte, Ende 40 sich überlegt, irgendwie kann es das doch nicht alles gewesen sein. Den haben wir natürlich auch, wir sprechen mit Multifranchisepartnern von anderen Konzepten, die sich überlegen, ich möchte vielleicht mich diversifizieren. Möchte mich breiter aufstellen, ich mache vielleicht gerade etwas im Bereich Food & Beverage und möchte einfach, um mein Unternehmen besser aufzustellen, in eine andere Richtung noch gehen.
Wir sprechen mit Besitzern oder Entwicklern von Immobilien, die sich vorstellen können, das Thema eines solchen Büros selber umzusetzen. Aber auch natürlich mit reinen Investoren, die das Ganze dann zusätzlich zu ihrem bisherigen Unternehmen mit umsetzen wollen.
Ich glaube, das Konzept gibt es grundsätzlich her, dass man, wenn auch mit ganz unterschiedlichen Profilen, etwas erfolgreich umsetzen kann, aber wir sind nicht eingeschränkt. Außer, dass es natürlich gewisse finanzielle Anforderungen gibt, die erbracht werden müssen, um solche Regus-Center in der Region umsetzen zu können.
LB:
Du leitest immer sehr schön zur nächsten Frage über, wunderbar. Finanzielle Anforderung, das wäre die nächste Frage gewesen. Womit muss man da rechnen, was ist so ein Invest, wenn man so ein Regus-Center aufmachen möchte?
MW:
Ein typischer Franchise-Standort wird ein Invest so um die 350.000 Euro bedeuten inklusive sämtlicher Kosten, von Vorlaufkosten über Ausstattung und Anlaufkosten. Das Modell ist üblicherweise so, dass ein Vermieter den Umbau der Fläche vornimmt nach Vorgaben von Regus, so dass nur noch „das Mobiliar, die ganze IT und Telefonausstattung“ in den Betrieb eingebracht werden muss.
Und Mobiliar, IT-Ausstattung, das ist letztlich so der größte Kostenblock, den wir haben. Da kann man mit ungefähr 200.000 Euro Ausstattung rechnen. Gesamtkosten dann eben pro Standort 350.000 Euro.
Von den Banken oder wenn es um das Thema Finanzierung geht, wird üblicherweise so eine Eigenkapitalquote von ca. 20 Prozent gefordert. Das wären die Rahmenbedingungen, die ein Franchisepartner erfüllen müsste, um bei uns zumindest von der Liquiditätsseite, von der Kapitalseite her, Franchisepartner zu werden.
LB:
Gibt es unterschiedliche Lizenzen, die ihr anbietet oder gibt es eine Lizenz, die dann auch mehrere Standorte beinhaltet oder was macht ihr da?
MW:
Letztlich unterscheidet sich in den Franchiseverträgen dann der Umfang des Vertragsgebietes. Wir sprechen aktuell mit Partnern, die vielleicht in einer Region oder in einer Stadt zwei Standorte umsetzen wollen. Wir sprechen aber genauso auch mit potenziellen Partnern, wo es eher um 10 oder 15 Standorte geht. Das sind eher die Variablen in so einem Vertrag und basierend darauf passen wir das Vertragsgebiet, auch die Entwicklungszeit, in der diese Standorte umgesetzt werden müssen, entsprechend an. Ansonsten gelten die gleichen Rahmenbedingungen und Verträge, Lizenzen, für alle Franchisepartner.
LB:
Aber es ist jetzt nicht so, dass ihr einen Standort aufbaut, investiert und dann nur noch einen Betreiber sucht. Das gibt es ja auch, es gibt Franchisesysteme, die solche Modelle haben. Das machen ihr nicht?
MW:
Das machen wir nicht, wobei es schon durchaus für uns denkbar ist. Es hängt von der gesamten Konstellation ab, dass wir Standorte, die wir bisher selber aufgebaut und betrieben haben, an einen Franchisepartner abgeben im Rahmen eines solchen Vertragsgebietes, eines solchen Entwicklungsvertrages. Das ist auch durchaus denkbar. Da sind wir grundsätzlich gesprächsbereit. Es hängt immer von der gesamten Konstellation ab, aber das ist denkbar.
Aktuell nicht denkbar ist so ein Modell, wie du es gerade beschrieben hast, eher so ein Pacht-Betreiber-Modell. Das machen wir aktuell nicht.
LB:
Was ist in Zukunft von Regus noch zu erwarten? Habt ihr aktuelle Projekte, an denen du uns teilhaben lassen kannst?
MW:
Da haben wir eben schon kurz drüber gesprochen. Ein wesentlicher Treiber unserer weiteren Expansion wird eher das Wachstum mit differenzierten Marken sein, viel mehr die Bandbreite des Marktes abzuspielen mit unterschiedlichen Konzepten, die wir haben. Von Budget bis high end Premium, um so die Märkte, die wir entwickeln, noch bedarfsgerechter entwickeln zu können. Das ist eigentlich das Hauptthema, das wir in der nächsten Zeit haben werden.
Beim Thema Regus selber haben wir in den letzten Jahren sehr große Schritte im Hinblick auf den ganzen Bau, Ausstattung, Mobiliar, Design gemacht. Wenn man ein bisschen die Regus-Center von vor zehn Jahren kennt, ich höre öfter, es ist alles ein bisschen angestaubt. Da kann ich schlecht widersprechen. Wenn man sich den neuen Bau bei uns anschaut, sehr schöne Ausstattung, sehr schönes Design, große Co-Working-Flächen, die wir haben. Eine große Business-Launch, wo wir die ganzen Elemente, die heute extrem wichtig sind, aufgreifen.
Ich glaube, dass wir da schon sehr große Schritte gemacht haben. Im Moment ist nicht so eine große Weiterentwicklung notwendig, bei uns ist eher ein Kernelement für das weitere Wachstum, dass wir tatsächlich die Umsetzung in den Märkten, die Verdichtung mit weiteren Marken, die wir im Portfolio haben, umsetzen.
LB:
Super, das war echt ein super Einblick, den du uns gegeben hast, Marco, in das Konzept Regus. Ich wusste auch nicht, dass es in Belgien gegründet wurde. Jetzt in London den Hauptsitz und ihr habt ja wirklich sehr viel, weltweit seid ihr da ja unterwegs. Letzte Frage würde mich da noch interessieren, welches ist das umsatzstärkste Land von euch?
MW:
Das sind die USA und gefolgt von UK. In Europa ist UK mit weitem Abstand, wie das bei vielen Konzepten ist, weit voran. In UK gibt es über 300 Standorte. Das heißt, dort expandiert man mittlerweile auch in Städte runter bis vielleicht 20.000 Einwohner. Das gibt einen kleinen Ausblick, wo wahrscheinlich auch die Entwicklung in Deutschland irgendwann hingehen wird.
Wir sehen für Deutschland insgesamt ein Marktpotenzial, um dafür mal ein Gefühl zu kriegen, mittelfristig von 800 bis 1.000 Standorten, wovon in Hälfte im Franchising umgesetzt wird.
LB:
Toll, ich drücke euch ganz fest die Daumen, es wird klappen. Das Konzept ist gut. Wenn ich daran denke, in zehn Jahren 30 Prozent aller Arbeitsplätze in solchen Co-Workings, klasse.
Kommen wir mal zu den Schlussfragen, Marco. Machen wir mal einen Strich unter das Franchising. Die Schlussfragen, zwei Stück, wie immer. Wohin ging deine letzte Urlaubsreise?
MW:
Nach Sardinien, da habe ich mit meiner Familie zusammen einen Monat Elternzeit verbracht. Ich bin vor gar nicht so langer Zeit Vater geworden. Da haben wir letzten Sommer dort einen wirklich traumhaften Urlaub verbracht. In Sardinien war ich zum ersten Mal, ist eine ganz tolle Insel, kann ich wirklich nur jedem empfehlen, das mal in Erwägung zu ziehen und hinzureisen, sehr schön.
LB:
Wie oft in die E-Mails geguckt in der Zeit?
MW:
Eher selten, aber so ganz außen vorlassen kann man es ja doch nicht. Ich konnte mich erstaunlich gut erholen, ja.
LB:
Okay, letzte Frage. Was würdest du mit all deiner Erfahrung deinem 25-jährigen Ich raten?
MW:
Ich glaube, ich würde ihm raten, alles nochmal genauso zu machen wie bisher. Es gibt ein Motto von mir, das lautet: Es wäre nicht so, wie es ist, wäre es damals nicht gewesen, wie es war.
Ich kann bisher sowohl beruflich als auch privat auf ein spannendes Leben zurückblicken und würde es dann trotz aller Fehler, die man zwischendurch immer wieder gemacht hat, alles nochmal genauso tun und das auch meinem 25-jährigen Ich raten.
LB:
Super, Marco, vielen Dank!
MW:
Sehr gerne. Hat Spaß gemacht.
LB:
Mir auch sehr, es war super interessant und ich glaube, es ist wirklich ein richtig dynamisches Franchisesystem für Leute, die in die Zukunft investieren wollen. Kann ich mir sehr gut vorstellen. Vielen Dank und ich wünsche dir und euch natürlich wie immer mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, ciao.
MW:
Vielen Dank, tschüss.