Hallo und herzlich willkommen zum Franchise Rockstars Podcast. Mein Name ist Lars Bobach, ich bin Moderator und Gastgeber der heutigen Show. Heute habe ich jemanden von Linde Gas & More zu Gast, und zwar den Lucas Weizinger. Lucas verantwortet bei Linde Gas & More das Franchise-Geschäft. Die große Linde AG, der DAX Konzern Linde, hat sich 2004 überlegt, einen Teil des Geschäfts als Franchisesystem zu starten. Lucas verantwortet das ganze Geschäft seit 2016. In dem Interview erzählt er uns, was Linde Gas & More überhaupt beinhaltet, also was hinter dem Geschäftsmodell steht, was sie für Franchisenehmer suchen und wie sie sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln wollen.
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Linde Gas & More
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Womit ich nie gerechnet habe von Götz Werner
Das Interview zum Nachlesen
LB:
Lucas, lass uns als erstes an den aktuellen Zahlen von Linde teilhaben. Wie viel Franchisenehmer habt ihr, wie viele Mitarbeiter sind da im Franchising unterwegs?
LW:
Gerne, Gas & More als Franchisesystem selber ist ein Franchisesystem der Linde AG und wurde 2004 gegründet. Heute haben wir 64 Standorte, die von 40 Franchisenehmern deutschlandweit betrieben werden. In unserer Zentrale sind wir rund 30 Mitarbeiter und wenn wir da noch die Mitarbeiter in den Shops addieren, liegen wir mittlerweile bei einer 200 Mann starken Mannschaft und generieren Umsätze im hohen zweistelligen Millionenbereich. Also schon ein starkes System, was wir jetzt über die letzten 15 Jahre hier aufgebaut haben.
LB:
Super, jetzt erkläre mal ganz kurz, was ihr ganz genau macht. Welche Kunden habt ihr und welche Dienstleistungen erbringt ihr da?
LW:
Gas & More ist ein Franchisesystem der Linde AG. Die Linde AG kennen viele, ist in Deutschland Marktführer und auch sonst mittlerweile wieder Weltmarktführer im Bereich der technischen Gase. Das heißt, die Kunden, die zu uns kommen, benötigen ein technisches Gas, Sauerstoff, Acetylen, Wasserstoff. Und die meisten benötigen dieses, um zu schweißen, um etwas zu verbinden. Im Großen und Ganzen aus der metallverarbeitenden Industrie.
Diesen Kunden bieten wir mit unserem Gas & More System einen Mehrwert, denn bei uns bekommen sie heute nicht nur dieses Gas, sondern auch die Produkte, wo sie das Gas für einsetzen. Das heißt, eine Schweißmaschine, einen Schweißdraht oder auch den Arbeitshandschuh oder den Schweißer-Schutzschirm. Und somit bilden wir ein ganzes gutes Portfolio ab.
Einmal für den Privaten, den Hobbyschweißer, der bei sich zu Hause am Oldtimer herumschraubt und schweißt oder eben auch für den industriell verarbeitenden Betrieb, den Metallbauer, den Stahlbauer oder auch den Sanitär- und Heizungsinstallateur.
Das Ganze runden wir ab mit einem Serviceprogramm. Das umfasst unter anderem Beratungsservice-Dienstleistungen, Reparaturen oder auch Schulungen und Weiterbildungen eben rund um diese Schweißtechnik. Wie gesagt, wieder auch hier für den privaten Anfänger oder für den Profi aus dem industriellen Bereich.
LB:
Macht Ihr das in der Linde-Group? Erzähle uns mal ganz kurz dazu etwas, wer steht jetzt dahinter, wer ist diese Linde-Group? Ich meine, man kennt es, es ist ein DAX-Konzern, klar. Aber vielleicht mal, wer sind die Eigentümer usw.?
LW:
Linde ist ein börsendotiertes Unternehmen, dementsprechend sind die Eigentümer natürlich die Shareholder, die Aktien besitzen. Und jetzt ganz aktuell sind wir zusammen, haben wir einen Merger durchlaufen, haben uns zusammengeschlossen mit der Praxair, das ist ein Unternehmen aus den USA, das ursprünglich auch von unserem Gründer, dem Karl von Linde, mal ins Leben gerufen worden ist. Dann zu Zeiten des Weltkrieges enteignet worden ist und die ganze Story.
Aber mittlerweile und jetzt ganz aktuell wieder zusammengeschlossen mit uns als sogenannte Linde PLC, damit sind wir weltweit der Marktführer im Bereich der technischen Gase, haben eine Marktkapitalisierung von rund 80 Milliarden Euro, eine Mitarbeiterzahl von 70.000 bis 80.000 und sind führender Anbieter für technische Gase. Und das weltweit in über 100 Ländern mittlerweile.
LB:
Wie kommt dann so ein großer Konzern darauf, einen klitzekleinen Teil eures Umsatzes als Franchisesystem zu gründen oder als Franchiseprodukt auf den Markt zu bringen?
LW:
Das ist eine ganz interessante Story, es ist in Deutschland 2004 ins Leben gerufen worden. Der Hintergrund ist der, wie auch in vielen anderen Industrien ist auch unser Markt sehr stark im Wandel. Für uns hat sich die Frage gestellt, wir bieten die technischen Gase an, sind da Marktführer, da haben wir mit Sicherheit die besten Produkte. Wir haben aber natürlich auch die Frage gestellt, was können wir unserem Kunden mehr bieten?
Es ist heute immer die Frage, der Kunde möchte das „Mehr“ für sich wiederfinden. Das haben wir eben in dieser Kombination. Wir haben die Gase, wir sind da die Experten. Aber der Prozess fängt da gerade erst an, der geht weiter bei der Schweißmaschine, bei dem Schweiß-Zusatzwerkstoff, den der Kunde verwendet und so bieten wir heute unseren Kunden eben neben diesem reinen Gas, was wir anbieten können, ein Wissen über die kompletten Prozesse und auch die Produkte über den kompletten Prozess an.
Und damit wollen wir eben langfristig unsere Marktposition nicht nur stärken, sondern weiter ausbauen und unseren Kunden einen richtigen Mehrwert bringen, was unter dem Strich natürlich auch der Kundenbindung einen sehr großen Mehrwert bringt. Und das hat sich jetzt über die letzten 15 Jahre für uns auch gezeigt, dass es der richtige Weg ist, weil wir uns sehr gut entwickeln, deutlich besser als der Markt insgesamt. Da hat sich Gas & More als Konzept für die Linde AG hier in Deutschland bewährt.
LB:
Aber ihr hättet es auch einfach als Niederlassung, Filiale oder so etwas aufbauen können? Warum jetzt konkret als Franchise?
LW:
Klar, das ist auch ein Gedanke, auch den musste sich die Linde AG ganz am Anfang bei der Gründung stellen. Was zeichnet einen Gas & More Standort oder auch einen Franchisenehmer aus?
Das ist eben, du kennst es auch, du wirst wahrscheinlich auch bei dir in der Region Unternehmen haben, die sehr stark vernetzt sind. Das ist das Interessante an einem Franchisesystem für uns, dass wir regional vernetzte Unternehmer haben, die möglicherweise in Verbänden aktiv sind, ein Ehrenamt bekleiden, einfach viele Leute kennen und somit auch die Bindung zum Handwerk haben. Und das Ganze unternehmerisch betreiben und aufbauen, das ist für uns wirklich der Unterschied zum Niederlassungsleiter, zur Linde-eigenen Filiale irgendwo.
Wir haben hier einen selbständigen Unternehmer, der ein sehr hohes Interesse daran hat, das Ganze weiter voranzubringen und eben lokal vernetzt ist und uns somit mit dem richtigen Enthusiasmus auch vor Ort präsentiert.
LB:
Du sagtest, ihr habt 40 Stück davon. Wie sieht denn so ein klassischer Standort eines Gas & More Franchisenehmers aus, wie kann ich mir den vorstellen? Wie viele Mitarbeiter? Was braucht er für Kapazitäten, hat er ein Ladenlokal, ein Lager?
LW:
Insgesamt haben wir immer ein recht großes Grundstück. Wir liegen im kleinsten Fall bei 1.000 bis 1.500 m² und gehen dann hoch bis auf 2.500, 3.000 m². Das ist dem bedingt, dass wir das Gas-Lager haben, wo die Gase gelagert werden, die unsere Kunden dann benötigen. Auf diesem Grundstück ist neben dem Gas-Lager eben auch unser Gas & More Shop, der neben ein paar Büroräumen, einer Werkstatt und Sozialräumen aus dem Showroom besteht, wo die schweißtechnischen Produkte unseres More-Sortiments dargestellt werden.
Dieses gesamte Gebäude liegt so bei 250 bis 300 m², wobei der Shop selber rund 100 bis 150 m² ausmacht, also der Showroom, wo der Kunde gemäß einer Wegeführung, wie man es heute kennt, durch die kleinen Gänge geht und die Produkte nach entsprechendem Produktbereich wiederfindet. Beraten wird von unseren Mitarbeitern und die dann gleichzeitig auch noch die Gase aus dem Gase-Lager holen und zur Verfügung stellen.
LB:
Wie viel Mitarbeiter hat im Schnitt so ein Gas & More Standort?
LW:
Wir liegen in der Anfangsphase oft bei drei Mitarbeitern, in der Spitze sind an einem Standort zwischen sechs und acht Mitarbeiter beschäftigt.
LB:
Interessant. Für mich hat es sich erstmal so angehört, als wäre es ein reines Vertriebskonzept von euch, aber es ist schon mehr dahinter? Man muss auch selber ein Lager bevorraten und auch einen eigenen Showroom haben?
LW:
Absolut, das ist auch mit Sicherheit eine Spezialität bei uns, dass unser Franchisenehmer nicht nur eine reine vertriebliche Stärke mitbringen muss, sondern eben schon ein relativ reiches Portfolio darstellen muss, das mit Sicherheit beim Vertrieb und der Kundennähe anfängt, aber eben auch die Themen Gase-Logistik.
Wie strukturiere ich mein Zufuhrgebiet, welche Kunden beliefere ich an welchem Tag, wie koordiniere ich die eingehenden Aufträge, über eben diesen Servicegedanken, welche Schulung möchte ich anbieten. Ich muss hier eine Kompetenz aufbauen, also so ein relativ umfangreiches, aber doch rundes Profil muss unser Franchisepartner hier schon mitbringen.
LB:
Was sollten Franchisepartner unbedingt über euer System, über Gas & More, wissen?
LW:
Die Linde AG kennen viele als DAX-Konzern, aber wir haben noch immer eine große Arbeit vor uns, auch bekannt zu machen, dass wir ein Franchisesystem betreiben. Und wir sind mit Gas & More ein Startup im Konzern. Das ist dann der interessante Punkt, den echt viele wissen sollten. Wir haben die Stärken eines Marktführers im technischen Gase-Bereich, wo ganz klare Strukturen und Prozesse vorliegen.
Wir bringen aber auf der anderen Seite als Startup im großen Konzern die Flexibilität und den Unternehmergeist eines Kleinunternehmens bei. Das macht das Konzept sehr interessant für unsere Franchisepartner, da der Einstieg ein doch sehr stark eingeschränktes Risiko mit sich bringt, aber viel Entwicklungspotenzial, wenn derjenige seinen unternehmerischen Drive hier auch entfalten kann und selber aus eigenem Antrieb entfaltet.
LB:
Aber wichtig ist auch, er führt die Marke Linde, das ist ein riesen Vorteil?
LW:
Absolut, das ist der Türöffner, der vielen hilft. Wir haben an unseren Standorten schon ein Gase-Geschäft, wir kennen den deutschen Markt sehr gut, wir sind Marktführer, haben das Gase-Geschäft, wenn ein Standort eröffnet wird, schon vorhanden, während dieses Schweißtechnik-Geschäft bei einem neuen Standort erstmal aufgebaut werden muss.
Da hilft natürlich die Linde mit ihren technischen Gasen, aber auch die Marke Linde als Türöffner für die Gespräche. Das ist eigentlich ein tolles Mittel mit dem Namen. Es gibt in Deutschland mittlerweile nur noch wenige, die den Namen Linde noch nie gehört oder gesehen haben.
LB:
Kann ich mir vorstellen. Und wie sieht der Markt dieser technischen Gase aus oder dieses Gas & More, dieses Beratungsgeschäft Schweißtechnik. Ist das ein wachsender Markt?
LW:
Der Gesamtmarkt ist kein wachsender Markt, sondern es ist ein sehr kleinteiliger Markt, der mehr oder weniger stagniert. Es ist dennoch für uns sehr interessant, es ist kleinteilig, sehr viele Händler in Deutschland verteilt und da ist eine typische Problematik, die wir auch heute in anderen Branchen kennen, das Thema der Nachfolgeregelung und der langfristigen Ausrichtung.
Hier bieten wir wiederum mit dem Franchisesystem ein tolles Mittel, auch langfristig eine Planung einzugehen, um seinen Kunden eine Sicherheit zu geben, an diesem Standort gibt es nicht nur die nächsten drei Jahre, sondern du hast hier kompetente Ansprechpartner über die nächsten 10 bis 20 oder 30 Jahre. Und das Ganze auch mit einem Konzept, was Zukunft hat.
Denn dieser kleinteilige Markt der Schweißtechnik, den ich eben angesprochen habe, die bieten nur Schweißtechnik an. Und auf der anderen Seite gibt es dann die anderen Unternehmer, die Gase anbieten. Aber diese Kombination von Gasen und Schweißtechnik in der Größe, wie wir sie haben, gibt es sonst nicht vergleichbar in Deutschland.
LB:
Du hast jetzt schon erzählt, was gute Franchisenehmer aus deiner Sicht mitbringen müssen. Wie viel Kapitalaufwand ist nötig?
LW:
Den Kapitalbedarf, den wir empfehlen, mitzubringen, der liegt bei 100.000 Euro, wobei wir da ein bisschen differenzieren. Unsere Einstiegsgebühr, wenn ich als Franchiser bei uns einsteigen möchte, liegt bei 20.000 Euro. Ist jetzt also von den 100.000 Euro nur ein geringer Anteil.
Die weiteren Investitionen, die bei den 100.000 Euro abgedeckt sind, ist einmal der Warenbestand, also der Bestand an schweißtechnischen Produkten, der im Showroom ausliegt, die EDV-Ausstattung, die benötigt wird, um mit dem Warenwirtschaftssystem zu arbeiten, um das CRM bedienen zu können, Drucker, Scanner und so weiter. So dass wir bei der Investitionssumme, was ich wirklich in Gegenwert investieren muss, bei rund 65.000 Euro liege.
Der Rest zu den 100.000 Euro ist offen, es ist mehr oder weniger eine Liquiditätsreserve, weil wir natürlich auch sicherstellen wollen, dass unsere Partner nicht nach den ersten vier Wochen Probleme haben, ihren privaten Unterhalt oder ihre eigenen Fixkosten zu decken, sie sollen auch einen gewissen Puffer mitbringen. Deswegen empfehlen wir eben 100.000 Euro an Kapital. Und das Eigenkapital liegt dann im Normalfall zwischen 20 und 30 Prozent.
LB:
Bietet ihr nur eine Art von Franchiselizenz an oder gibt es unterschiedliche, z. B. Regionallizenzen?
LW:
Das hast du schon richtig erfasst, wir vergeben unsere Standorte immer per Einzelvertrag mit einer einzelnen Lizenz an einen Franchisepartner. Das heißt, das haben wir mittlerweile bei über 50 Standorten mit 40 starken Partnern gemacht. Was schon mal in Aussicht stellt, wir haben auch Partner, die zwei oder drei Standorte haben. Das aber immer mit einer Einzellizenz.
LB:
Aber Multi-Unit-Partner mit mehreren Standorten werden auch gern gesehen?
LW:
Genau, wir haben hier ein buntes Portfolio von im Moment einem Einzelstandort bis drei Standorte. Zum Beispiel haben wir in Berlin einen Partner, der zwei Standorte hat. Im Hamburger Raum gibt es drei Standorte, auch hier im Münchner Raum haben wir einen Partner mit drei Standorten.
LB:
Hervorragende Überleitungen, 40 Partner, wie viel wollt ihr in Zukunft haben oder wie viel Standorte plant ihr in Deutschland?
LW:
Wir sind aktuell bei 64 Standorten, wir werden noch in kleinen Schritten ein Stück weiterwachsen, wir kommen gerade aus einer sehr intensive Rollout-Phase, haben in den letzten drei Jahren über 30 Standorte neu eröffnet. Dadurch, dass das Gase-Geschäft bei uns so eine große Säule ist, die auch dabei hilft, die Fixkosten eines Franchisepartner mit zu decken, werden wir jetzt nur noch selektiv eröffnen, weil irgendwann das Marktpotenzial für dieses Konzept zumindest bei uns ausgeschöpft ist.
Unser Ziel bei den Franchisepartnern ist nicht, noch weiter zu wachsen. Wir haben momentan noch 13 Standorte in Eigenregie, diese Anzahl wollen wir noch weiter reduzieren. So wie bei den neuen Standorten, die eben noch kommen werden, auch Partner zu suchen, so dass ich denke, dass wir irgendwo am Ende rund 50 Franchisepartner haben werden, die dann eben zwischen einem und drei Standorte führen.
LB:
Ist auch eine Expansion ins Ausland geplant?
LW:
Wir haben schon Standorte im Ausland, unter anderem in der Schweiz. Das läuft momentan noch separat von unserer deutschen Geschäftseinheit, aber da arbeiten wir schon sehr eng mit den Kollegen zusammen. Weil die auch momentan den Weg gehen aus den eigengeführten Standorten überzugehen in ein Franchisesystem.
Aber ich nenne jetzt mal Länder wie Österreich, Italien oder auch die Benelux-Länder, die bieten für uns ein großes Potenzial, irgendwann auch im Ausland zu expandieren. Wir haben uns jetzt natürlich erstmal ein Ziel gesetzt, unsere Hausaufgaben abzuschließen hier im deutschen Raum und dann über eine weitere Expansion nachzudenken.
LB:
Ihr seid schon 15 Jahre als Franchisesystem am Markt, wie lang bist du dabei?
LW:
Ich bin bei der Linde AG und seitdem auch eigentlich immer wieder in Verbindung mit dem Gase & More System seit 2011. In der Hauptverantwortung bin ich seit 2016 für das operative Geschäft.
LB:
Ihr habt auch Partner, die jetzt schon 15 Jahre dabei sind? Schon länger sogar als du. Aber wie sorgt ihr da für nachhaltige Zufriedenheit? Ein riesen Thema bei Franchisesystemen, was macht ihr da besonders?
LW:
Absolut, das ist ein sehr umfangreiches Thema. Wenn wir uns 40 Partner anschauen, haben wir natürlich viele individuelle Charaktere. Die Zufriedenheit bei ihnen immer auf einem hohen Niveau zu halten, ist nicht immer leicht. Aber ich würde schon sagen, dass wir da in den letzten zwei, drei Jahren sehr gute Arbeit geleistet haben.
Mir besonders wichtig ist dabei immer ein offener und regelmäßiger Dialog. Was bedeutet das für mich? Einmal im Monat veranstalten wir einen sogenannten Gas & More Call. Da berichten wir als Franchisezentrale über Neuigkeiten und Veränderungen aus der Systemzentrale heraus. Wir haben aber zum Abschluss auch immer so eine Fragen- und Antworten-Runde, wo unsere Partner Fragen stellen können oder auch Input geben.
Zusätzlich als Kommunikationsmittel haben wir Anfang 2018 ein Extranet aufgebaut. Man muss sich das vorstellen wie ein Intranet im Unternehmen, wo Informationen hochgeladen werden können, Fragen gestellt werden, wo man sich zu Schulungen anmelden kann. Das hilft auch bei der regelmäßigen Kommunikation. Dort laden wir beispielsweise auch diese Dokumente von dem Gas & More Call, den ich eben angesprochen habe, immer wieder hoch.
Vielleicht noch zwei Highlights, die es noch gibt. Zum einen das Jahresgespräch. Ich als Verantwortlicher für das operative Geschäft versuche, einmal pro Jahr jeden Franchisepartner persönlich zu besuchen, mit ihm gemeinsam über Maßnahmen zur Standortentwicklung, aber auch über Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Systems zu sprechen, um sich da auszutauschen. Und das wird dann über unsere Systemberatung nachgehalten.
Der andere wichtige Punkt ist die nachhaltige Beteiligung an der Systementwicklung unserer Partner. Dafür haben wir im letzten Jahr ein sogenanntes Kompetenzteam ins Leben gerufen. Das sind fünf Partner, die sind aus den Systemen gewählt worden. Mit denen treffen wir uns dreimal pro Jahr, aus der Systemzentrale, mit diesen fünf gewählten Partnern und diskutieren über Entwicklungen am Markt und wie wir als Franchiseteam im Endeffekt darauf reagieren wollen.
LB:
15 Jahre Gas & More Franchise, das war auf jeden Fall eine Erfolgsgeschichte. Aber es gab bestimmt auch die eine oder andere Hürde zu nehmen. Was war die größte Herausforderung als Franchisegeber und was habt ihr daraus gelernt?
LW:
Die Frage kann man nicht so leicht beantworten. In den 15 Jahren gab es mit Sicherheit Diverses. Wenn wir mal an die Banken- und Wirtschaftskrise in 2007/2008 denken, das war mit Sicherheit ein einschneidendes Erlebnis, weil auch da die damaligen Expansionen erstmal neue organisiert werden mussten.
Unsere Expansionsphase, die ich eben angesprochen habe, mit den 34 Standorten in 3,5 Jahren, auch eine große Herausforderung. Aber ich glaube, die größte Herausforderung, die mir so richtig im Gedächtnis sich eingebrannt hat, war die Umstellung unserer Warenversorgung auf ein neues Lager. Das war vor zwei Jahren, also 2017, das eben mitten in dieser Expansionsphase.
Das Ganze hat nicht nur viel Kraft gekostet, sondern auch lange gedauert, bis wir diese Umstellung wieder im Griff hatten. Wir haben da einfach in kurzer Zeit zu viel gewollt. Deswegen würde ich sagen, mein Learning daraus, besser weniger Themen mit mehr Fokus als zu viele Themen ohne Fokus.
LB:
Du weißt ja, wofür Fokus steht?
LW:
Sag es mir…?
LB:
Das hat ein Amerikaner ganz gut übersetzt, Fokus wird im Englischen mit „c“ geschrieben. Follow One Course Until Success. Also, folge einem Weg, bis du da erfolgreich bist.
LW:
Das kannte ich noch nicht, aber das kann ich mir direkt mal aufschreiben, sehr gut, wieder etwas dazugelernt.
LB:
Ist eine gute Übersetzung, finde ich. Es ist auch immer ein Thema, was ich persönlich habe. Wo ich dann so viele Möglichkeiten sehe und mir denke, mach das erstmal bis zum Ende, dann kannst du das Nächste angehen. Da neigen wir, glaube ich, alle ein Stück.
Ja, du hast schon ein bisschen gesagt, Ausland ist auch interessant für euch, dass ihr auch darüber nachdenkt. Was ist denn sonst so von Linde Gas & More in Zukunft zu erwarten? Welche Pläne habt ihr?
LW:
Wir kommen aus dieser intensiven Expansionsphase, 30 Standorte in drei Jahren. Das war eine Phase, in der wir eben einen sehr expansionsorientierten Fokus genommen haben. Wir haben uns seit Ende dieser intensiven Expansionsphase darauf konzentriert, wieder als Franchisesystem enger zusammenzuwachsen und haben jetzt gerade die Weichen auf organisches Wachstum gestellt. Wir wollen noch mehr Kunden noch besser mit noch zufriedeneren Franchisepartnern bedienen. Um überall die Maxime auszurufen.
LB:
Erstmal konsolidieren.
LW:
Genau, konsolidieren im Sinne von, mit den bestehenden Partnern jetzt das Wachstum organisch aufzustellen und dazu gehört auch, die Bekanntheit von Gas & More weiter zu steigern. Mein Ziel ist es, dass wir als Gas & More in wenigen Jahren überall bekannt sind, wo geschweißt wird und eben dort für Qualität und Zuverlässigkeit stehen. Das ist in so einem kleinteiligen Markt mit rund tausend Marktbegleitern in diesem Schweißfachhandel ein großes Projekt. Aber mit uns kann man da mit Sicherheit rechnen.
LB:
Es sind nicht so die großen Visionen. Die kannst du uns heute nicht malen?
LW:
Die große Vision ist schon der Rollout über Deutschland hinaus in Verbindung, die bestehenden Konzepte, die wir im Konzern haben, in anderen Ländern wie der Schweiz oder im osteuropäischen Raum oder in UK zusammenzubringen und dann eben als eine starke Marke als Franchisesystem präsent zu sein.
Aber bevor ich da eine Vision zeichne, möchte ich tatsächlich erstmal schauen, wie wir uns jetzt in unserem Merger gemeinsam aufstellen. Denn auch unser neuer Partner, die Praxair, sehr starkes Hardwaregeschäft, da sind wir auch gut aufgestellt.
Meine Vision beschränkt sich auf den deutschen Markt und da heißt sie, Gas & More wird in wenigen Jahren für Qualität, Zuverlässigkeit in jedem Schweißfachbetrieb stehen. Und wir werden da nicht nur in dem Gase-Bereich, sondern auch in der Schweißtechnik mit deutlichem Abstand der Marktführer sein.
LB:
Gut, das ist etwas Handfestes. Einen Schlenker muss ich noch machen: Praxair hast du gerade gesagt, ein amerikanisches System. Machen die auch Franchising? Denn in Amerika hat Franchising einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Haben die auch so ein Konzept wie ihr?
LW:
Der Zusammenschluss ist ganz frisch, wir fangen gerade an, uns überhaupt erstmal kennenzulernen. Die einzelnen Konzepte kenne ich nicht.
LB:
Vielen Dank, Lucas, du hast uns einen guten Einblick in Linde Gas & More gegeben. Machen wir da mal einen Schlussstrich und ich stelle die beiden Schlussfragen.
Welches Buch hat dich denn als Führungskraft und Mensch am meisten geprägt?
LW:
Ich bin nicht der große Bücherwurm. Mich interessiert eigentlich mehr der direkte Austausch mit anderen Unternehmern oder auch mit anderen Menschen. Ich bin der Networker und verbringe damit sehr viel Zeit.
Ein Buch ist mir auf jeden Fall in guter Erinnerung geblieben. Es hat mich auch beruflich und privat beeindruckt, es heißt „Womit ich nie gerechnet habe“ von dem DM-Gründer Götz Werner. Es geht um das Thema faires Einkommen, wertschätzende Führung, der Umgang mit unserer Umwelt. Das fand ich sehr interessant und ich kann es nur empfehlen.
LB:
Das kann ich nur unterstreichen. Ich habe es auch mit Begeisterung gelesen. Letzte Frage: Was würdest du deinem 25jährigen Ich mit deiner ganzen heutigen Erfahrung raten?
LW:
Versuchen wir es mit einer ganz einfachen Sache. Ich würde ihm raten, stelle Fragen, anderen und dir selber. Und du wirst Antworten bekommen, die dir den Weg in die Zukunft weisen.
LB:
Da kann ich anschließen, Tony Robbins, der amerikanische Motivationspapst, hat immer mal gesagt: Die Art deiner Fragen bestimmen die Qualität deines Lebens. Das ist ein toller Satz und den kann ich auch nur so bestätigen. Lucas, vielen Dank, hat Spaß gemacht.
LW:
Ich danke dir vielmals für die Einladung. Ich bin happy und habe gesagt, wir wollen Gas & More noch weiter bekannt machen und bin da als Franchisegeber. Da ist dein Podcast eine super Möglichkeit und ich freue mich über weitere Folgen mit anderen Kollegen.
LB:
Sehr schön, ich mich auch. Mir macht es auch wahnsinnig Spaß. Lucas, ich wünsche dir und euch natürlich, meinen lieben Zuhörern, mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
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